Long Story long
Bei der Recherche für das Buch und diese Website hatte ich mich aus naheliegenden Gründen etwas intensiver mit den Auswirkungen des Tabakkonsums beschäftigt. Mir war nicht klar gewesen, welche gravierenden Folgen Rauchen zusätzlich zu den gemeinhin bekannten gesundheitlichen Schäden am Raucher selbst und seinem Umfeld hat:
Soziale Folgen von Tabakkonsum
Wie vermutlich vielen war mir nicht klar gewesen, was der vornehmlich in Entwicklungsländern stattfindende Tabakanbau auf die Menschen vor Ort bedeutet, wie ausbeuterisch mit den Tabakbauern verfahren wird, wie diese mit Profitversprechen gelockt werden, um Tabak auf ihren Feldern anzubauen anstelle der eigentlich benötigten Nahrungsmittel, wie viele Kinder auf Tabakplantagen arbeiten (müssen) und durch den Kontakt mit dem Nikotin aus der Pflanze krank werden ... und und und.
Folgen für die Umwelt
Auch die ökologische Seite hatte ich früher nicht auf dem Schirm gehabt. Ich hätte nicht gedacht, dass etwa ein achtlos in die Gegend geworfener Zigarettenstummel 40 Liter Grundwasser verseucht, dass Unmengen von Kippen letzendlich im Meer landen – wo es Jahrhunderte dauern kann, bis diese abgebaut sind. Mir war nicht bewusst gewesen, welche Flächen an Natur- und Regenwald für den Anbau von Tabak gerodet werden, wie viel Pestizide und Chemikalien eingesetzt werden, die Flüsse und Böden verseuchen oder wie sehr Tabak den Boden auslaugt und ihm seine Nährstoffe entzieht, so dass selbst viele Jahre später noch kein Anbau von anderen Pflanzen möglich ist ... und und und.
Krankheit und Tod – bei anderen
Ich sah die Videos von Kleinkinder in Indonesien, die quasi mit der Zigarette im Mund aufwachsen, während ihre Eltern ihnen beim Rauchen zusehen, las über Krankheiten, die Kinder von ihren rauchenden Eltern als Rucksack mit auf ihren Lebensweg bekommen. Ich hatte immer geglaubt, solange Eltern zum Rauchen vor die Tür gehen, sei gesundheitlich und „moralisch“ in Bezug auf die Kinder alles okay – und wurde eines Besseren belehrt.
Nicht zu vergessen die Haustiere, die krank werden oder sterben, weil Herr- oder Frauchen rauchen – und natürlich die etwa 3.000 unfreiwilligen Passivraucher, die jährlich der „Suchtbefriedigung“ von Rauchern zum Opfer fallen.
Jedes Jahr wird allein in Deutschland ein Dorf unschuldiger Menschen ausgelöscht durch Zigaretten.
Jedes Jahr ein „9/11-Kollateralschaden“ an Passivrauchern – Erkrankte nicht eingerechnet.
Jedes Jahr wird allein in Deutschland ein Dorf unschuldiger Menschen ausgelöscht durch Zigaretten.
Jedes Jahr ein „9/11-Kollateralschaden“ an Passivrauchern – Erkrankte nicht eingerechnet.
Wo ist die öffentliche Aufregung? Wo sind die Fernsehteams, die den ganzen Tag von den Ereignissen berichten?
Macht der Gewohnheit vs. ethische Rationalität
Würde ein Killer durch Deutschland spazieren und jeden Tag 380 Menschen erschießen, stünde die Nation kopf, Polizeihubschrauber würden den Himmel bedecken, Sondereinsatzkommandos durch die Straßen ziehen. Der Zigarette aber schauen wir zu, wie sie dasselbe Ergebnis produziert – und zusätzliches Leid in Form von schlimmen Krankheiten verursacht.
Rauchen ist eine gewisse Selbstverständlichkeit in der allgemeinen Wahrnehmung – wie andere unreflektierte „Untugenden“ auch, mit denen wir aufgewachsen sind und die allein aus dem Umstand der Gewohnheit heraus eine Existenzberechtigung zu haben scheinen. Wir erkennen sie gar nicht als „soo schlecht“ oder überhaupt als schlecht und tun entsprechend (zu) wenig dagegen. „Das war doch schon immer so / das gab's schon immer.“
Je vertrauter etwas ist, desto gerechtfertigter erscheint es.
Rauchen ist eine gewisse Selbstverständlichkeit in der allgemeinen Wahrnehmung – wie andere unreflektierte „Untugenden“ auch, mit denen wir aufgewachsen sind und die allein aus dem Umstand der Gewohnheit heraus eine Existenzberechtigung zu haben scheinen. Wir erkennen sie gar nicht als „soo schlecht“ oder überhaupt als schlecht und tun entsprechend (zu) wenig dagegen. „Das war doch schon immer so / das gab's schon immer.“
Je vertrauter etwas ist, desto gerechtfertigter erscheint es.
„Ja, ich weiß ja ...“
Natürlich sind sich die meisten im Klaren darüber, dass Rauchen schädlich ist und „man es lieber nicht tun sollte“ – aber es wird als verzeihliches Laster betrachtet, als eine ungesunde Dummheit zwar, aber eine, über die Otto Normalverraucher großmütig hinwegsieht.
Eltern werden zurecht bestraft, wenn sie ihr Kind körperlich misshandeln – aber wenn sie es jahrelang vergiften?
Eltern werden zurecht bestraft, wenn sie ihr Kind körperlich misshandeln – aber wenn sie es jahrelang vergiften?
Der rationale außerirdische Besucher, der nicht mit unserer Kultur und unseren Gepflogenheiten „indoktriniert“ wäre, würde sich an den Kopf fassen (wäre er nicht schon längst vor unserer Spezies geflüchtet).
Wenn wir Glücklichsein als das ureigentliche Ziel oder als das elementare Bedürfnis eines jeden Lebewesens betrachten, müssten wir nicht alle unser Möglichstes tun, um die Entstehung von vermeidbarem Leid zu verhindern? Sollte nicht unser ganzes Dasein darauf ausgerichtet sein, das Glück eines jeden Lebewesens zu fördern und Leid bestmöglich zu verhindern?
Disziplin zu „ethischer Rationalität“ würde uns helfen, unnötiges Leid zu vermeiden – nicht nur, was das Rauchen angeht. „Der Mensch handelt nun mal nicht rational,“ werden einige erwidern. So wie man oft sagt, dass dieses oder jenes „nun mal“ nicht so sei – als wäre das ein berechtigtes Argument und nicht nur eine Ausrede, mit der man die Unbequemlichkeit einer Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema zu vermeiden versucht.
♫ Money, money, money must be funny ... ♫
Während sie munter Leid verursacht und dich um deine Altersvorsorge (und dein Alter) bringt, füllt die Zigarette die Säckel derer, die sich einst hinter aalglatten Lügen vor Gericht und mittlerweile hinter frisierten, politisch korrekten und marketingtechnisch aufpolierten Aussagen verbergen; die einem schmutzigen Geschäft einen sauberen Anstrich verpassen wollen in einer „Business-Welt“ mit Aktionären und toll klingenden Anglizismen; die nicht müde werden, die „Gründe“ für die Legitimität des Ganzen zu verteidigen; deren Lobbyisten in Gremien sitzen und alles dafür tun, um schärfere Gesetze zu vermeiden; die in Industrieländern ihre Werbebudgets für trendige „E-Produkte“ oder Zigarettenalternativen verwenden und die Einnahmen dafür nutzen können, um in den wenig regulierten Entwicklungsländern weiterhin die Kinder und Jugendlichen einer weit weniger aufgeklärten Bevölkerung zu „ködern“ – denn diese sind die einzig relevante Zielgruppe für die Tabakkonzerne. Nicht aus Bosheit, sondern aus purem kaufmännischem Kalkül: Quasi niemand fängt als Erwachsener noch mit dem Rauchen an. Ihre Stammkunden sterben der Industrie schlichtweg weg. Auch ein Virus will seinen Wirt nicht töten – dessen Tod ist nur eine „systemimmanente Nebenwirkung“, ein Kollateralschaden eben.
Die Tabakindustrie ist die einzige Branche, die ein legales Produkt vertreibt, dessen ordnungsgemäßer Konsum die eigenen Kunden tötet oder krank macht. Die Tabak-Maschinerie braucht also ständig „Frischfleisch“ in Form von (beeinflussbaren) Kindern und Jugendlichen, um durch Tod und Krankheit am Leben zu bleiben. Die Mär, die Werbung der Tabakkonzerne adressiere den „mündigen Erwachsenen“, ist genau das – eine Mär. Jeder Raucher finanziert (unwillentlich) die Aufrechterhaltung dieser Mär.
Man muss den Teufel nur in einen Konzern, in maßgeschneiderte Anzüge – oder legere Rollkragenpullis – stecken, ein stylishes Produkt designen und schöne Webseiten gestalten – und schon verliert er seinen Schrecken. Wenn Ihnen die Bezeichnung „Teufel“ übertrieben erscheint, dann hat er bei Ihnen sein Ziel schon erreicht.
Lass uns zurückschlagen!
Das Buch und diese Website wollen ihren Lesern die Perversität ins aktive Bewusstsein rufen, die hinter der Gewohnheit steht, viel Geld für etwas zu bezahlen, das in jeder Phase seines Lebenszyklus Leid verursacht – in erster Linie an dir selbst, wenn du in die Fänge der Zigarette geraten bist, aber auch an vielen anderen, die indirekt durch deinen Tabakkonsum zu Schaden kommen – egal, wie ungern du das lesen willst. Deswegen: